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Der Canale ´Grande´ und die verlassene Stadt

Der Verkehr auf der Panamericana ist die Hölle… aber nicht in unsere Richtung! Gemütlich fahren wir 1 ½ Tage Richtung Osten. Wir wollen uns am Osterwochenende die Hauptstadt anschauen… da wir wissen, dass viele Städter sich Richtung Meer aufmachen und sich der Trubel in der Stadt selbst, in Grenzen halten wird. Es ist schwül, der Himmel bewölkt. Wir fahren über die Punenta des Americanas (der Stahlklammer die das Land, über den Canal zusammen hält) und sind in Panama-Stadt… und sind allein! Kein Auto, keine Menschenseele… Die Slums scheinen sich im Grau des Himmels und des Meeres aufzulösen… Modriger Geruch dringt durch die geöffneten Fenster… Wir fahren weiter und versuchen in dem Gewirr der Straßen (es gibt wieder kaum Schilder) eine Orientierung und die richtige Fahrtrichtung zu finden (auch hier können wir in die Logik der Einbahnstraßen nicht eindringen). ((In Mittelamerika scheint eine große Straße immer dann zur Einbahnstraße zu werden, wenn eine kleine Straße diese kreuzt und natürlich ist die Fahrtrichtung steht´s entgegengesetzt der unseren...)) Ein gelangweilter Wachmann, vor einen Mehrfamilienhaus, versucht uns den Weg zu unseren Hotel zu beschreiben, aber da wir eh allein auf den Straßen unterwegs sind, können wir auch alle diese abfahren, bis wir unser einfaches Hotel entdecken… Nach einer erfrischenden Dusche sind wir bereit der Stadt zu Fuß zu begegnen! Wir streifen durch das Bankenviertel, Schaufensterbummel bei Armani & Co., finden die Party- und Restaurantmeile… aber alles hat zu! Zum Glück gibt unser Kühlschrank noch einiges her und wir picknicken zum Abend auf unserem Hotelbett… ist ja auch romantisch! Am nächsten Tag nehmen wir uns ein Taxi und fahren in die Altstadt von Panama – Casco Viejo. Der vernachlässigte Stadtteil mit seinen Handelshäusern und Residenzen erwacht langsam wieder aus seinen Märchenschlaf. Einige sanierte, in Pastellfarben getauchte, Häuser, lassen den Charme der vergangen Zeit wieder erahnen. Unter dem Vordach einer Markthalle warten wir den obligatorischen Regenguss ab (es schüttet wie aus Eimern) und wandern dann durch die heißfeuchte Luft, zurück in Richtung Innenstadt.

Am nächsten Tag schnappen wir uns WoMo… wir wollen zu den Staustufen/ Schleusen – Miraflores – des Panama-Kanals… ein Kutter kennt den Weg! Wir haben Glück und erleben die Durchfahrt eines Containerschiffes… mm-Arbeit!!! Schiffe mit einer Größe von max. 32m Breite und 294m Länge können den Kanal befahren… das ist riesig, jedoch beim Anblick des Containerfrachters scheinen sich die Größenverhältnisse zu verschieben… Es ist schon Verrückt wie viele Menschen hier am Bau beteiligt waren (…und durch Epidemien starben), welch Unmengen an Erde bewegt wurde und täglich bewegt wird, wie viel Liter Süßwasser täglich durch die Schleusen geht… Ob das alles, wirklich die effektivste Möglichkeit zum Transport ist? Eine Schleusenerweiterung ist geplant… so das bald auch die größten Frachter die künstliche Verbindung der Meere nutzen können.

Kurz vor Sonnenuntergang brausen wir mit dem Taxi noch zu den Grundmauern der ursprünglichen Stadt – Panama Viejo – (Reste des Überfall´s und der Zerstörung 1671 durch den britischen Piraten Henry Morgan). Wir bummeln durch die Stadtgeschichte vor dem Gold- und Kanalrausch und genießen die entspannte Abendatmosphäre… Am nächsten Morgen quillt die Stadt (glücklicherweise) vor Autos und Menschen über. (…was uns sehr beruhigt, denn wir sind nicht mehr allein und es gab anscheinend auch keine Katastrophenmeldung, die wir evtl. verpasst haben)

Kaffeefahrt

Mit einem erfrischenden Regenguss begrüßt uns Panama. Wir atmen durch und freuen uns auf das 1000m Höhe gelegene Boquette. Das kleine Städtchen im Landesinneren ist bekannt für sein frisches Klima, den in Nebel gehüllten Vulkan Baro und seinen Kaffee. In David, der zweitgrößten Stadt des Landes, füllen wir unsere Vorräte auf… diesmal nehmen wir gleich zwei Packungen Keul´s mit… (weitere schlaflosen Nächte wegen/ mit musikalischen und hungrigen Insekten wollen wir gern vermeiden…) Mit gefüllten Kühlschrank geht es weiter… ´Aber irgendwann müssen wir doch links abbiegen?` Wir fragen bei einer Tankstelle nach dem Weg. Natürlich haben wir die Abzweigung verpasst. Wir drehen um und müssen wieder an der einen Polizeikontrolle vorbei. Diesmal werden rausgezogen und sind schon leicht genervt… da wir zu 95% immer rechts ran fahren dürfen… Der Polizist erklärt uns jedoch, dass er uns schon hinzu beobachtet hätte… ob wir denn etwas suchen… ob er uns denn helfen könnte…? Das ist ja mal was ganz Neues!!! Eine exakte Wegbeschreibung und ein `Gute Reise!` … und wir sind total verwirrt und können es kaum fassen, es gibt doch freundliche Polizisten in Mittelamerika… Wir finden auch die richtige Abzweigung und fahren stetig bergauf in den kühlen Nebel der Kaffeeberge. In Boquette angekommen nehmen wir ein Zimmer, buchen für den nächsten Tag eine Kaffeetour fallen alsbald in die Federn … die frische Höhenluft ermöglicht einen angenehmen Schlaf. Am nächsten Morgen werden wir abgeholt und zur Kaffeeplantage der Fa. Ruiz gebracht hier erfahren wir alles über Kaffee – vom Anbau, der Ernte, den unterschiedlichen Kaffeearten (Sorte Geisha für 130$/Pfund) bis hin zur Röstung. Die Kaffeeverkostung am Ende der Tour, sowie ein kleines Kaffeepräsent lassen uns endgültig zu Fans der Röstung European werden… leicht süß auf der Zunge, mild im Abgang… eine weiter Tasse, ein Stück Apple Pie und der Blutdruck ist für die nächsten Stunden der Höhenlage angepasst…